Die Entdeckung des Archivbesuchers

Oberursel - Warum rechnet sich die Digitalisierung von Zeitungsarchiven nicht? Warum besuchen die Zeitungsleser nicht die online-Archive und suchen in den Älteren Jahrgängen? Ganz einfach. Weil es so gut wie keine gibt. Archiv ab dem Beginn der digitalen Produktion, etwa Anfang der 90er Jahre, haben schnell alle Zeitungen. Darüber hinaus bietet DIE ZEIT ein digitales Archiv ab 1946 und die Pforzheimer Zeitung ab 1949 ein. Archivanfragen über Informationen aus Älteren Ausgaben bedeuten für die Archivare einen erheblichen Aufwand. Und wenn bei den Anfragen keine zeitlichen Einschränkungen bekannt sind, kann die Recherche sehr langwierig und zeitaufwendig sein. Das Durchblättern der schweren Folianten in den Archiven, um das Gesuchte zu finden, Erfordert einen erheblichen Kraftaufwand. Und die Archivexemplare, oft Unikate, werden dabei auch nicht besser. Zunehmend wird auch für junge Leser die Recherche in der regionalen aber auch überregionalen Geschichte immer interessanter. Im Zeitungsband der Deutschen Bodensee-Zeitung von 1923 sind Überschriften zu lesen, die durchaus zu Diskussionen anregen. Da steht zum Beispiel: "40mal mehr Ausgaben als Einnahmen", "Stützung der Reichsbank" oder "Politik und Finanzfragen". Oder über das Thema "Beratung des Steuervereinheitlichungsgesetzes im Reichstag". Die Themen wiederholen sich, die Überschriften Könnten, etwas geändert, auch heute noch aktuell sein. Die Vergangenheit muß man kennen, um die Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Die Geschichte ist nirgendwo so lebendig und interessant wie in alten Zeitungen.

Schülern, Studenten und allen geschichtlich Interessierten den Zugriff auf die Informationen im Archiv zu ermöglichen sollte neben der Bestandserhaltung das vorrangige Ziel eines jeden Verlegers sein. Es ist nicht nachvollziehbar, dieses gewaltige Potential an Informationen, die das eigentliche Produkt jeder Zeitung sind, nicht zu erschließen und den landesweiten, ja weltweiten Zugang über das Internet zu ermoglichen. Abonnenten sind sicher gerne bereit, gegen einen kleinen Aufschlag des Abonnementpreises, im Cent-Bereich, den Zugriff auf den gesamten Inhalt eines Archives über Jahrzehnte zu bekommen und die Möglichkeit zu nutzen, sich über Weltgeschichte, persönliche Ereignisse, Vereinsgeschichten, Firmenentwicklungen regional und überregional zu informieren.

Stellen Sie dem oben erwähnten Personenkreis den Archivzugang vorerst kostenfrei zur Verfügung. Das Interesse am Archiv wird zunehmend größer und mit jeder erfolgreichen Recherche begehrlicher. Damit werden die Leser von morgen und generiert die Leserbindung vertieft. Und in Verbindung mit Werbung kann jeder Klick profitabel registriert werden.

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